Chinesische Medizin
Die Chinesische Medizin (TCM) ist die älteste und größte Medizintradition der Menschheitsgeschichte. Seit über 2000 Jahren wurde medizinisches Wissen systematisch zusammengetragen, klinisch weiter erprobt und bewahrt bis zum heutigen Tag. Seit den 50er Jahren wird diese Medizin nach modernen wissenschaftlichen Standards systematisiert und als „TCM“ an chinesischen Universitäten gelehrt. In Deutschland gibt es die Chinesische Medizin (TCM) seit den 70ern. Die Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin (SMS) > in München ist seit dieser Zeit die wichtigste Instanz zur Lehre und Verbreitung der gesamten Chinesischen Medizin im deutschen Sprachraum. Als Mitglied des Vorstands > und Dozent > dieser Gesellschaft ist Dr. Marc Scheuermann hieran seit einigen Jahren wesentlich beteiligt. Die SMS bietet mit dem Certified Physician of Chinese Medicine (CPC) > den höchsten Ausbildungsstandard für Ärzte in Deutschland. Seit 3 Jahren gibt es an der TU in München außerdem den ersten vollwertigen universitären Master-Studiengang für Chinesische Medizin > (TCM) in Europa.
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Diagnostik
Die Chinesische Medizin (TCM) kennt klassischerweise keine technischen Hilfsmittel zur Diagnostik. Man benutzt „nur“ die menschlichen Sinne. Entsprechend ausgebildet erfährt man darüber aber sehr viel über seine Patienten. Wir leben in einer modernen Welt und selbstverständlich beurteilen auch wir technische Befunde wie Bildgebung oder Labor. Die Chinesische Diagnose liefert aber auch Erkenntnisse, die nicht meß- oder darstellbar sind, da sie mehr die komplexen, aktiven Funktionen des Körpers berücksichtigt. Dies ist in der Gesamtbeurteilung eines Beschwerdebildes enorm wichtig.
Eine Chinesische Diagnosestellung umfasst mehrere Untersuchungsmethoden. Hauptsächlich geht es um die Beurteilung des Zustandes und der Funktion des aktiven Körpergewebes (Muskulatur, Sehnen und Faszien sowie der inneren Organe.) Hierfür verwenden wir vor allem die Puls- und Zungendiagnose, aber auch die Betastung des Bauches und der Leitbahnen.
Pulsdiagnose
Der tastbare Puls ist die Zusammensetzung von Gewebe (Blutgefäß), nährender Flüssigkeit (Blut) und aktiver Energie (Pulswelle). Jede dieser Eigenschaften kann sich auf unterschiedliche Weise darstellen und somit tasten lassen. Diese drei Eigenschaften zusammengenommen, ergeben das Pulsbild. Dieses hilft dem Arzt, eine Diagnose zu stellen und daraus eine Therapie abzuleiten. Die Erfassung der Herzfrequenz spielt hier nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Zungendiagnose
Die Zunge ist der einzige Muskel im Körper, der nicht von Haut überdeckt ist. Somit lässt sich hier einiges über den Zustand eines der wichtigsten Körpergewebe ablesen, was uns sonst verborgen bleibt. Die Konsistenz des Muskels, die Farbe des Muskelfleisches und der Zungenbelag spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnosestellung. Außerdem hat die Zunge als Anfangspunkt des Verdauungstraktes eine direkte Verbindung zu den inneren Organen und kann so über deren Zustand weitere wichtige Hinweise geben.
Die Befragung nimmt einen weiteren großen Teil der Diagnostik in Anspruch. Neben der Erhebung der aktuellen Beschwerden und der allgemeinen Krankengeschichte werden z.B. auch Fragen zu Appetit und Verdauung, Schlaf, Temperaturempfinden und dem emotionalen Zustand gestellt.
Die Betastung von Bauch, Muskeln und Bindegewebe rundet die Chinesische Diagnostik ab. Nach dieser Untersuchung sollte eine Chinesische Diagnose gestellt und ein Therapieplan formuliert werden können, der dann mit dem Patienten besprochen wird. Uns ist es wichtig, dass die Patienten auch eine Vorstellung bekommen, wie die Chinesische Medizin (TCM) ihre Beschwerden einschätzt und beschreibt und wie eine Therapie dann im Weiteren funktioniert.
Eine richtige oder falsche Funktionsweise (Krankheit) unseres Körpers ist in der Chinesischen Medizin (TCM) sehr an die Beschreibung von in der Natur vorkommenden Abläufen angelehnt. Diese sind nach allgemein gültigen Kriterien wie z.B. Yin und Yang oder den 5 Wandlungsphasen, aber auch anderen Modellen (z.B. 6 Konfirmationen) sehr präzise beurteilbar. Diese Modelle und Bilder bieten uns eine andere Sichtweise auf die Probleme der Patienten, die oft hilfreich sein kann, Beschwerden besser zu verstehen. Infolge dieser anderen Sichtweise können Störungen der Funktionen unseres Körpers oft früher erkannt werden, als durch viele unserer modernen, technischen Verfahren.
Therapien
Die Therapien der Chinesischen Medizin (TCM) mit Akupunkturnadeln und der Auskochung von Pflanzenbestandteilen wirken in unserer modernen, westlichen Welt zunächst archaisch und fremd. Andererseits gibt es weltweit keine Medizin, die häufiger angewendet wurde und zu der mehr klinische Erfahrung vorliegt. Dies zahlt sich für die Patienten durch gute Verträglichkeit und präzise Wirksamkeit aus.
Chinesische Medizin (TCM) ist nicht nur zur Behandlung chronischer Erkrankungen geeignet. Gerade die Behandlung von akuten Störungen (z.B. Infektionen oder Schmerzzuständen) funktioniert sehr gut und wird von vielen unserer Patienten (auch nach Jahren) immer wieder gerne in Anspruch genommen. Ziel einer Chinesischen Therapie ist immer auch eine Verbesserung der Funktionsweise unseres Körpers, nicht nur das Verschwinden oder Unterdrücken eines Symptoms. Die durch die Behandlung erreichten Veränderungen bleiben in der Regel ohne weitere, dauerhafte Therapie bestehen.
Akupunktur & Moxa
Die Akupunktur ist bei uns das bekannteste Therapieverfahren der Chinesischen Medizin (TCM). Die Wirksamkeit der Akupunktur konnte in den letzten Jahren in vielen wissenschaftlichen Studien belegt werden. Oft war die Akupunktur der westlichen Standard-Therapie dabei deutlich überlegen. Welche Wirkungen die Akupunkturnadeln auf unseren Körper haben, ist immer noch ein spannendes Feld der Wissenschaft. Gerade die Erforschung der komplexen Strukturen und Funktionsweisen unseres Bindegewebes (Faszien) spielt für das Verständnis eine große Rolle. Genau wie die Akupunkturleitbahnen gehen auch die Faszien durch den ganzen Körper und können durch unterschiedliche Reize (z.B. auch durch Wärme, wie bei der Moxa-Therapie) stimuliert werden. Deshalb werden die Nadeln oft nicht an den vermeintlich erkrankten Stellen gesetzt, sondern man kann zum Beispiel über die bindegewebigen Verbindungen durch Stimulation an Händen oder Füßen Probleme der Schulter oder des Rückens behandeln. Es existieren auch bindegewebige Verbindungen zu den inneren Organen.
Fast alle Patienten, die anfangs starke Angst vor den „Nadeln“ hatten, haben diese nach der ersten Behandlung überwunden. Die Akupunkturnadeln sind sehr viel feiner und weicher als herkömmliche Spritzennadeln und man spürt sie nur leicht. Für viele Patienten ist die Akupunktur eine bereichernde Erfahrung und auch eine Möglichkeit, den Alltag mal eine halbe Stunde hinter sich zu lassen und dabei noch eine positive Veränderung am eigenen Körper zu spüren.
Die Akupunktur hat in den letzten Jahrzehnten weltweit Therapeuten inspiriert. Neue Systeme und Techniken haben viele „moderne“ Akupunktur-Methoden und Abwandlungen der Akupunktur hervorgebracht. Oft wurde dabei das Chinesische Verständnis des Körpers und die Funktion der Leitbahnen aus Gründen der Vereinfachung gekürzt oder schlicht weggelassen. Dies schränkt aus unserer Sicht die Wirksamkeit und Möglichkeiten der Akupunktur massiv ein. Wir versuchen eine möglichst authentische Akupunktur, die in den vollen Kontext der Chinesischen Medizin (TCM) eingebunden ist, zu praktizieren.
Arzneimittel
Die Anwendung Chinesischer Arzneimittel ist das wichtigste Therapieverfahren der Chinesischen Medizin (TCM). Die therapeutischen Möglichkeiten der Arzneimittel gehen nochmals über die der Akupunktur hinaus, da sie in viele Körperabläufe noch präziser eingreifen können. Gerade die Kombination verschiedener Arzneimittel zu einer speziellen Rezeptur, ist auch westlichen naturheilkundlichen Therapieverfahren, die oft auf Einzelsubstanzen basieren, weit überlegen. In den letzten Jahrzehnten konnte auch viel Erfahrung über die Kombination von Chinesischen Arzneimitteln und schulmedizinischen Medikamenten gewonnen werden. Dies ist gerade bei komplexen Erkrankungen, wenn man nicht ohne chemische Medikamente auskommt, wichtig. Oft lässt sich dadurch auch die Verträglichkeit einer schulmedizinischen Therapie (z.B. mit Antibiotika, Chemotherapeutika oder Immunsuppressiva) verbessern.
Jedes Chinesische Arzneimittel hat genau definierte Wirkungen, meist kommen Blätter, Blüten, Rinden und Wurzeln zum Einsatz. Wir verschreiben Chinesische Arzneimittel nur in Zusammenarbeit mit ausgesuchten, deutschen Apotheken. Diese Arzneimittel sind alle auf Pestizide, Schwermetalle und Pilzgifte untersucht und entsprechen den deutschen Richtwerten für pflanzliche Arzneimittel. Verunreinigungen oder Beimischungen, die leider oft in Chinesischen Fertigmischungen vorkommen und immer wieder zu negativen Artikeln in der Presse führen, können so vermieden werden. Wir verwenden Arzneimittel als Abkochung, Pulver oder Kapseln, bei Hauterkrankungen oder Verletzungen auch lokal in Form von Salben und Tinkturen.
Ernährung & Lebensführung
Lebensführung und vor allem die Ernährung haben in der Chinesischen Medizin (TCM) einen wichtigen, auch therapeutischen Stellenwert. Nahrungsmittel gelten als milde Arzneimittel und deren Wirkungen auf den Körper sind präzise beschrieben. Hierin unterscheidet sich die Chinesische Ernährungslehre von der westlichen, welche sich sehr mit der Analytik der Inhaltsstoffe der Nahrungsmittel und weniger mit deren Wirkung auf den Körper befasst. Oft ist es aber auch sinnvoll, beide Erkenntnisse zu nutzen und zu kombinieren, um eine optimale Ernährung zu ermöglichen. Dementsprechend kann eine, exakt nach den individuellen Beschwerden und Konstitution ausgerichtete, Ernährungsberatung erfolgen. Diese legt fest, welche Nahrungsmittel und Zubereitungsformen gut und welche weniger gut geeignet sind. Sie enthält auch viele Tipps und kleine Rezepte. Durch die tägliche Nahrungsaufnahme findet ein nicht zu unterschätzender Einfluss auf den Körper statt. Die richtige Ernährung ist daher wesentlich am Erreichen und Erhalten eines Therapieerfolges beteiligt. Auch die vorbeugenden Effekte einer richtigen Ernährung sollten nicht unterschätzt werden.
Durch die individuelle Konstitution und mögliche vorhandene Störungen in unserem Körper, haben wir alle eine unterschiedliche Voraussetzung, Nahrung zu verarbeiten. Das erklärt, warum manche Menschen viel essen können, ohne dick zu werden, andere wiederum nicht. Gesunde Ernährung ist also nicht für alle gleich, sondern individuell zu sehen. So ist es für bestimmte Personen wichtig, z.B. auf Rohkost oder Milchprodukte zu verzichten, anderen ist dies aber zu empfehlen.
Die Lebenspflege dient der Erhaltung der Gesundheit und ist in der chinesischen Kultur tief verwurzelt. So war es für Chinas Kaiser das wichtigste, gesund zu sein, um möglichst lange im Amt bleiben zu können. Die Hauptaufgabe der kaiserlichen Ärzte bestand darin, die Gesundheit zu erhalten. Auch hierfür eignen sich die Therapien der Chinesischen Medizin und auch wir setzen sie oft in diesem Sinne ein. Die Patienten selbst können ebenso viel zur Gesunderhaltung beitragen. Dies beinhaltet sowohl geistige als auch körperliche Maßnahmen z.B. die Bewegungstherapien Qigong und Taiji.
Manuelle Therapien
Die manuellen Therapieverfahren ergänzen das therapeutische Repertoire der Chinesischen Medizin. Tuina ist eine manuelle Therapie, welche hauptsächlich bei Beschwerden des Bewegungsapparates und in der Behandlung von Kindern angewendet wird.
Schröpfen und Schaben kann Akupunktur oder Tuina ebenfalls ergänzen, indem es tiefe Stauungen in Muskel- und Bindegewebe gerade bei chronischen Verspannungen wirksam manuell löst. Durch die Behandlung kommt es zu kleinen, harmlosen Blutergüssen in den oberen Haut- und Muskelschichten, welche zu einer Anregung der Durchblutung und des Stoffwechsels und damit zu einer Verbesserung von Beschwerden des Bewegungsapparats führen können. Meistens kann hierdurch auch einer Chronifizierung dieser Beschwerden vorgebeugt werden.
Tuina-Behandlungen für Erwachsene führen wir selbst nicht durch, können diese aber gerne vermitteln! Bitte sprechen Sie uns an!